Konstrukteure

Auf den folgenden Webseiten (siehe Menü) werden einige schweizer Konstrukteure vermessungstechnischer Geräte vorgestellt.

 

In unserem Archiv ist ebenfalls verfügbar ist ein Verzeichnis von Konstrukteuren (International) verfügbar.

Edwin Berchtold trat im Jahr 1928 als erster dipl. Ing. ETH in die Firma Wild ein. Bald nach seiner Anstellung bekam er einen allround-job.

Die Palette seiner Tätigkeit reichte von Konstruktions-Entwürfen und -Anweisungen, über Toleranzrechnungen, Instrumenten-prüfungen, Verfassen von Bedienungsanleitungen bis zur technischen Kundenberatung. Zuletzt war er Leiter der Abteilung Geodäsie und Vizedirektor. 1962 ist er in den Ruhestand getreten.

Herr Bechtold erlebte den Aufstieg der Wild Heerbrugg Ag vom Kleinbetrieb der "Verkaufs-AG Heinrich Wild's geodätische Instrumente" mit wenigen Angestellten und Arbeitern bis zum Grossunternehmen. Ende der 20er Jahre gab es noch keine Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, getrennt nach Geodäsie, Photogrammetrie, Mikroskopie usw., sondern ein einziger Hochschulingenieur, Herr Berchtold, war als engster Mitarbeiter von Direktor A. J. Schmidheini verantwortlich für die Bearbeitung wissenschaftlicher Probleme, die technische Propaganda und die Endkontrolle der geodätischen und photogrammetrischen Geräte.

Herr Berchtold hielt seinem "Lieblingskind", der Geodäsie, die Treue, wo er eine lückenlose Theodolit- und Nivelliereihe aufbaute. (aus Rudolf Simmen, "Von Wild zu Leica - 70 Jahre Firmengeschichte 1921 - 1991")

Zitat E. Berchtold:

Bei der Verwirklichung des vom bereits in Zürich wohnhaften Herrn Wild erfundenen Autographen A5 ersetzte ich die ursprünglich vorgesehene Doppelkammera durch eine Weitwinkelkammera und änderte den Strahlengang im Betrachtungssystem, damit das Projektionszentrum für den Lenker frei wurde. Für die Bildweitenverstellung von 98 bis 215 mm schlug ich drei gemeinsam in der Höhe verstellbare Säulen vor. Die eigentliche Konstruktionsarbeit dieses und der nachfolgenden Autographen besorgte Herr Albert Graf in meisterhafter Weise bis zu seinem Tod im Jahre 1960. Der gesamte Aufbau des A6 wurde 1938 von mir entworfen und von A. Graf durchkonstruiert, der 1952 auch die Weiterentwicklung zum A8 besorgte, wozu ich nur noch einige generelle Angaben machte und eine vereinfachte Spiegelsteuerung vorschlug.

(aus SGPF, P. Fülscher, "Photogrammetrie in der Schweiz - Biographien" 1997)

1941 reichte Berchtold in den USA ein Patent für einen weiteren Autographen ein. Näheres geht aus dem beigefügten Dokument hervor.

Während des Krieges entwarf Berchtold auch das Konzept des Universaltheodolits T4 für hochpräzise geodätische und astronomische Messungen in Triangulationsnetzen 1. Ordnung. Wesentliche Konzeptideen gingen daraus später in die ballistische Wild Kamera BC4 ein. EdwinBerchtold T4

Max Billeter lebte zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1890-1967). Er gründete in Zürich ein Familienunternehmen, das sich u.a. mit der Fabrikation von Rechenwalzen befasste. Er war der erste Walzenhersteller in der Schweiz. (Anmerkung: Dies scheint so gemäss Herbert Bruderer nicht korrekt zu sein. Weiterführende Angaben dazu sowie allgemeine Informationen finden sich in den Büchern "Meilensteine der Rechentechnik". PDF mit Informationen.)

Wie aus dem Rechnerlexikon, „Die große Enzyklopädie des mechanischen Rechnens“ hervorgeht, hat Heinz Joss, Dällikon, Schweiz, am 1. Greifswalder Symposium zur Entwicklung der Rechentechnik im September 2000 einen Vortrag mit dem Titel „Rechenwalzen, die Rechenschieber mit den langen Skalen“ gehalten.

Herr Joss schreibt darin einleitend:

Ich habe 1998 für das damalige Internationale Treffen der Rechenschiebersammler eine Aufstellung der Rechenschieber mit schweizerischen Marken gemacht. Die bedeutendsten unter ihnen, die Marken Daemen-Schmid, Loga, Billeter und National, alle vier Hersteller auch von Rechenwalzen, habe ich in einem anderen Beitrag mit ihrer Entwicklungsgeschichte näher beschrieben. Beide Beiträge wurden im betreffenden Tagungsbericht publiziert (vgl. Abschnitt «Literatur und Quellen»). Meine seither weitergeführte Sammler- und Forschertätigkeit hat in der Zwischenzeit auch auf dem Gebiet der Rechenwalzen zu erweiterten Erkenntnissen geführt. Deshalb, und weil - verglichen mit Rechenstäben - die Walzen noch wenig systematisch erfasst worden sind, habe ich den Vorschlag der Uni Greifswald begrüsst, an dieser Tagung das Thema Rechenwalzen zu behandeln. Diese mir gestellte Aufgabe hat nicht zuletzt dazu geführt, dass ich mich selber intensiver mit den Rechenwalzen meiner Sammlung auseinandergesetzt habe und damit auch wieder zu neuen Erkenntnissen gelangt bin.

Aus diesem Papier stammen auch die Abbildungen der Rechenwalzen von Billeter.

MaxBilleter Rechenwalze 01

Bei einer Zylinderlänge von 30.8 cm beträgt die verfügbare Skalenlänge bei der Billeter Rechenwalze 2 m.

Der Vortrag befasst sich mit folgenden Themen:

  • Teil 1: Einleitung, Terminologie, Wie es zur Rechenwalze kam
  • Teil 2: Die Rechengenauigkeit, Die Skalenlänge, und wie sie am einfachsten gemessen wird, Anzahl der Skalenabschnitte sowie Zylinderlänge und -umfang, Überteilungen und Zylinderlänge
  • Teil 3: Die Bauweise, Sonderskalen und Zusatzausrüstungen, Zusatzausstattungen, Walzen als Dreh-Tabellen oder Dreh-Schiebe-Tabellen
  • Teil 4: Marken und Typen: Billeter, Daemen-Schmid bzw. später Loga, National, Nestler, No Name, Numa, Reciloga, Thatcher, Tröger
  • Teil 5: Die Datierung von Rechenwalzen
  • Teil 6: Schlusswort, Dank, Literatur und Quellen
  • Teil 7: Abbildungen

Heinz Joss schreibt dazu:

Um eine höhere Genauigkeit zu erreichen, musste der damals vorherrschende Rechenstab immer länger gemacht werden; Serienstäbe waren in der Regel 12,5 cm oder 25 cm lang, für höhere Genauigkeit gab es solche von 50 cm und sogar von 1 m. Für Rechenaufgaben mit noch höheren Ansprüchen an die Genauigkeit waren auch sie nicht ausreichend.

Rechenwalzen wurden in grossen Stückzahlen produziert. Sie sind aus der Idee entstanden, den Rechenrost in eine zylindrische Form zu bringen: Man hat die Skalenabschnitte als Mantellinien auf einem Zylinder angeordnet, und die Funktion der Zunge des Rechenstabs ist von einer Manschette übernommen worden, die verschieb- und verdrehbar über den Zylinder gestülpt ist.

Rechenwalzen gab es mit Skalenlängen von bis zu 24 m. Die damit erzielte Genauigkeit machte sie geeignet für den Einsatz im Bereich von Banken, Börsen und Finanzabteilungen von Grossfirmen. Sie wurden ab den 1930er-Jahren sukzessive von den mechanischen und später von den elektrischen Rechenmaschinen verdrängt, blieben aber teilweise bis zum Siegeszug des elektronischen Rechners im Einsatz.

Weitere Zeichnungen zu diversen mechanischen Rechnern finden Sie im Archiv des Rechnerlexikons unter "Patent der Woche" 2008.

MaxBilleter Rechenwalze 02

Im Europäischen Patentamt befindet sich die Patentschrift Nr. 80250 zur Rechenwalze, die Max Billeter zusammen mit August Bohnhorst am Schweizer Patentamt 1917 eingereicht hat. Zeichnung aus der Patentschrift CH80250

Ergänzende Hinweise zur Familie Billeter und deren Produkte, mitgeteilt von Heinz Joss

  • Der bedeutendste Billeter in Bezug auf Rechengeräte war nicht Max, sondern Julius.
  • Julius Billeter war in erster Linie ein Seidenstoffhersteller. Es ist höchst auffallend, dass Rechenwalzen fast ausschliesslich im Bankenwesen und in der Textilindustrie zur Anwendung kamen. Julius Billeter war ein so bedeutender Industrieller, dass es in Zürich eine Billeterstrasse gibt, die an ihn erinnert. Er hat Rechenroste, Rechenscheiben und Rechenwalzen hergestellt.
  • Gustav Ernst Billeter, der sich selber immer nur Ernst Billeter nannte, war ein Sohn des Julius, er hat später eine Rechenwalzenfabrik in Zürich betrieben.
  • Ernst (Sohn von Gustav Ernst) und sein Bruder Max, also beide Enkel von Julius, betrieben ihrerseits eine solche Firma unter dem Namen Ernst Billeter & Co., jedoch ohne Beteiligung ihres Vaters Ernst. Die Firma wurde 1917 aufgelöst.
  • Ein Bernhard Rubinstein, über den ich nichts weiss, hat 1916 die Rechenwalzenfabrik National gegründet. Er ist aber schon ein Jahr später aus der Firma ausgeschieden. Ab 1920 hat Max Billeter zusammen mit seiner Frau Rosa die Firma National betrieben.
    1920 wurde sie von Zürich nach Küsnacht verlegt. 1934 wurde die Firma liquidiert.
  • Von Max Billeter und August Bohnhorst ist kaum etwas bekannt; zwar gibt es ihr Patent zu einem völlig neuartigen Rechengerät, das aber meines Wissens nie in Produktion ging. Wer Bohnhorst war, ist mir auch nicht bekannt.
  • Vom ganzen Billeter-Clan ist mir kein Rechengerät bekannt, das in der Geodäsie angewendet wurde. Dagegen hat LOGA eine geodätische Rechenwalze gebaut, die auch in der Artillerie Anwendung fand.

Meine Kenntnisse basieren einerseits auf den Unterlagen des Handelsregisters und andererseits auf der mündlichen Überlieferung der Familie Billeter.

Heinz Joss, November 2011

Weitere Hinweise:

Die Daten wurden aus Druck- und digitalen Medien zusammengestellt. Ihre Quelle ist angegeben, sodass eine vertiefte Beschäftigung damit möglich ist.

JakobAmslerLaffonJakob Amsler-Laffon (* 11. November 1823 in Stalden bei Brugg, † 3. Januar 1912 in Schaffhausen) war ein Mathematiker, Physiker, Ingenieur und Fabrikant. Bekannt wurde er insbesondere durch die Erfindung des Polarplanimeters.

Sein Vater Jakob Amsler war Landwirt, sein Onkel Samuel Amsler ein bekannter Kupferstecher. Nach dem Besuch der Gemeindeschule Unterbözberg und der Bezirksschule in Lenzburg absolvierte Amsler die Kantonsschule in Aarau.

Anschliessend studierte er Mathematik und Physik an den Universitäten Jena (1843–1844) und Königsberg (1844–1848). Besonders grossen Einfluss auf ihn hatte Professor Franz Ernst Neumann, zu seinen Kommilitonen gehörten Gustav Robert Kirchhoff und Siegfried Heinrich Aronhold.

1848 kehrte Amsler in die Schweiz zurück und arbeitete an der Sternwarte in Genf. Zwei Jahre später habilitierte er an Universität Zürich, 1851 folgte die Wahl zum Mathematik- und Physiklehrer am Gymnasium in Schaffhausen. Dort lernte er die Apothekertochter Elise Laffon kennen, die er 1854 heiratete und deren Familiennamen er seinem eigenen anfügte. Das Paar hatte zwei Töchter und drei Söhne, wobei der älteste Sohn Alfred Amsler später ebenfalls ein bekannter Mathematiker wurde.

1854 erfand Amsler nach fünfjähriger Forschungsarbeit den Polarplanimeter. Zwar gab es schon seit vier Jahrzehnten Planimeter zur Ermittlung beliebiger Flächeninhalte in Landkarten oder Zeichnungen, doch sein Gerät übertraf die Vorgänger in Sachen Genauigkeit bei weitem.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Amsler-Laffon

 

Um seine Erfindung praktisch zu verwerten, richtete er eine feinmechanische Werkstätte ein. 1858 gab er seine Lehrtätigkeit auf und gründete ein eigenes Unternehmen. Es stellte neben Planimetern auch Integratoren, hydrometrische Messgeräte, hydraulische Materialprüfmaschinen und andere Präzisionsinstrumente her.

Von 1885 bis 1905 arbeitete Amsler eng mit seinem Sohn Alfred zusammen, so dass die Erfindungen aus jenem Zeitraum nur schwer dem einen oder anderen zugeordnet werden können.

Amsler erhielt 1867 für seine Verdienste um die industrielle Förderung das Ehrenbürgerrecht von Schaffhausen, 1894 die Ehrendoktorwürde der Universität Königsberg (anlässlich der Feier des 350-jährigen Bestehens). Der Bundesrat zog ihn zur Beurteilung waffentechnischer Fragen bei; Beratertätigkeiten auf diesem Gebiet führten ihn auch nach Wien und Sankt Petersburg.

Planimeter #5, um 1900

JakobAmslerLaffon Planimeter5Er wurde u.a. in den Vereinigten Staaten durch Keuffel und Esser in New York vermarktet.

Jacob Amsler entwickelte den Planimeter, um sehr große und sehr kleine Bereiche zu bestimmen mit einem Kreis bis zu 38 Zoll Durchmesser!

Um seine Erfindung zu verwerten, gründete Amsler 1854 eine Werkstatt in Schaffhausen. 1856 veröffentlichte er eine Schrift „Über das Planimeter“, in welcher er Details zu seiner Idee beschrieb. Vertrieben wurde der Planimeter nun durch Leebours & Secretin in Paris, Amsler & Wirz in Philadelphia, Ertel & Sohn in München und Elliott in London. Von 1857 an kümmerte sich Amsler vermehrt um Präzisionswerkzeuge, aber keines war so wichtig geworden wie der kleine, sehr bedienungsfreundliche und populäre Polarplanimeter.

Vor seinem Tod in Schaffhausen am 3. Januar 1912 waren über 50.000 Polarplanimeter in Amsler’s Werkstätte hergestellt worden. Er gewann damit Preise an der Weltausstellung in Wien 1873, in Paris 1881 und 1889.

Amsler wurde 1892 mit seiner Wahl in die Paris Academie des Sciences geehrt.

Quelle: http://www.flickr.com/photos/28794527@N00/1080826255/

 

Literaturhinweise